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Arbeiten in der Krise - das neue Normal?!

Arbeiten in der Corona-Krise – ein Ausnahmezustand oder neue Normalität?

Das Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) führte in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Personalführung DGFP e.V. eine Befragung unter Entscheider*innen aus 500 Unternehmen – knapp 30 Prozent waren KMU – im Zeitraum vom 4. bis 24. Mai 2020 durch. Genau zu einem Zeitpunkt also, zu dem die erste Corona-Welle knapp überstanden war und alle nun allmählich in ihre Büros zurückkehrten. Wohl kaum jemand ahnte damals, dass es einen viel schlimmeren Corona-Winter geben wird, in dem die Einschränkungen noch länger andauern werden.

Krisensituation fördert Zusammenhalt und Agilität 

Die Ergebnisse der Studie sind nach den Erfahrungen, die wir nun fast alle in den letzten Monaten gemacht haben, nicht mehr überraschend: 70 Prozent der befragten Büroarbeitenden arbeiteten während der 1. Corona-Welle im Frühjahr 2020 im Homeoffice, hier auch verstärkt bedingt durch die Tatsache, dass Schul- und Kitaschließungen gar keine andere Wahl ließen. Knapp die Hälfte der Befragungsteilnehmer*innen hat vorher nicht im Home-Office gearbeitet. Der Arbeitsalltag musste neu strukturiert werden: eine digitale Besprechung nach der anderen, häufig ohne Pausen und ohne Bewegung endete zusammen mit der gleichzeitigen Kinderbetreuung für viele in der Erschöpfung.
Hinsichtlich Mitarbeiterführung ist Agilität gefragt, denn die Krise zeigt, dass Unternehmen viel mehr auf die Belange der Mitarbeiter eingehen müssen. Der Wunsch der Mitarbeiter*innen nach Homeoffice kann nicht mehr einfach so ablehnt werden und so gaben bereits im Befragungszeitraum im Mai knapp die Hälfte der befragten Entscheider*innen an, das Angebot an Homeoffice weiter auszubauen zu wollen. Auch bestärkt durch die Erfahrung fast aller Befragungsteilnehmer (90 Prozent), dass Homeoffice realisiert werden konnte, ohne dass Nachteile entstanden sind. Ganz im Gegenteil: die Studienergebnisse zeigen, dass die Zusammenarbeit in räumlicher Distanz zu einem großen Zusammenhalt zwischen Führungskräften und Mitarbeiter*innen geführt hat, da sie gemeinsam innovative und kreative Konzepte entwickelt haben, um gut durch diese Krise zu kommen. Das Reagieren in einer der Krisensituation hat gezeigt, dass viele Änderungen, die vorher niemals umsetzbar schienen, auf einmal doch von heute auf morgen im (Arbeits-)alltag umgesetzt werden konnten.
Ähnliche Ergebnisse brachte die Befragung hinsichtlich der Zielgruppe Kunden hervor: 73 Prozent der Befragten führten ihre Kundengespräche virtuell und knapp die Hälfte gab an, virtuelle Beratungs- und Dienstleitungskonzepte erstellt zu haben. Die Krisensituation führte zu einem Paradigmenwechsel in der Arbeitsgestaltung: alles verlief auf einmal rasend schnell, für Probleme mussten sehr schnell Lösungen gefunden werden, manchmal war die Lösung eine Stunde später aber gar nicht mehr die richtige Lösung. Die Kreativität jedes Einzelnen war gefordert. Vielleicht wissentlich oder doch unwissentlich wendeten die Unternehmen hier agile Arbeitsmethoden an. Der zweite „Light-Lockdown“ zeigt gerade beeindruckend, dass Agilität als methodisches Vorgehen für Unternehmen zur Normalität werden muss.

Doch die Arbeitswelt von morgen?

Wenn wir nicht im Ausnahmezustand verharren wollen und die „normale“ Arbeitswelt der Zukunft gestalten wollen, gibt es noch Einiges zu tun. Eine notwendige Bedingung ist eine einwandfrei funktionierende technische Infrastruktur sowie entsprechende Datensicherheitsvorkehrungen. Betriebsvereinbarungen müssen auf den Weg gebracht werden, denn mobiles Arbeiten führt zur Entgrenzung von Arbeitszeit, Arbeitszeitverlagerung und z.T. Mehrarbeit. Ergonomische Heimarbeitsplätze müssen eingerichtet werden, wobei sich die Fragen stellen, wer übernimmt dafür die Kosten und was passiert mit den Büroarbeitsplätzen in den Unternehmen. 
Langfristig sind die Unternehmen aufgerufen, ihre Mitarbeiter*innen kontinuierlich für den Wandel in Medien-, Kultur- und Gesundheitskompetenz zu schulen.

(Anja Kuhrt - Zukunftszentrum Digitale Arbeit Sachsen-Anhalt/f-bb)

Dieses Projekt wird umgesetzt durch das Forschungsinstitut Betriebliche Bildung.

Das Projekt „Zukunftszentrum Digitale Arbeit Sachsen-Anhalt“ wird im Rahmen des Programms „Zukunftszentren“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) gefördert und vom Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt kofinanziert.

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