Zum Hauptinhalt springen

Beitrag

Quelle: Canva

Ergebnisse der Expert*inneninterviews

Im Sommer 2022 (Mai bis September) haben wir mit sechs beratenden Akteuren des Landes Sachsen-Anhalt sowie mit 15 Branchen- und Interessenvertreter*innen des Tourismus, der Pflege, des Handwerks und Interessenvertretungen, in Interviews zum Thema Digitalisierung, gesprochen. Das Ziel der Erhebung ist es den Ist-Stand des Digitalen Wandels bei den KMU in Sachsen-Anhalt abzubilden und Beratungsangebote darzustellen sowie die Bedarfe von Unternehmen zu identifizieren.

 

Beratende Akteure

Die beratenden Akteure im Land Sachsen-Anhalt identifizieren den ansteigenden Bedarf digitaler Kompetenzen als Merkmal der Digitalisierung und beschreiben, dass die Digitalisierung, aus Unternehmensperspektive, als unumgänglich, empfunden wird. Dabei wird diese oftmals als eine Umwandlung analoger Prozesse in digitale Prozesse verstanden. Dem gegenüber ergeben sich eine Vielzahl an Chancen hinsichtlich neuer Geschäftsfelder und -modelle sowie innovative Servicemodelle für die Unternehmen. 

Es kann von einer Zweiteilung bei der Einstellung von KMU gegenüber der Digitalisierung gesprochen werden. Neben aufgeschlossenen Unternehmen die sich ausprobieren und Neues implementieren, sind kleine und ältere Unternehmen überwiegend skeptisch gegenüber digitalen Neuerungen. In den Beratungsprojekten werden die digitalen Vorreiter als Expert*innen kontinuierlich einbezogen, um anderen Unternehmer*innen von ihrer Praxiserfahrung zu berichten.

Die Beratungsarbeit im Landwird als divers beschrieben. Oftmals besteht seitens der Unternehmen der Wunsch nach einer „1:1-Betreuung“, um fokussiert die Ausarbeitung eines Digitalisierungskonzeptes voranzubringen. Dabei ist eine dauerhafte und flexible Beratung durch die Projekte jedoch in diesem Umfang kaum bis nicht leistbar. Hervorzuheben ist die wertschätzende Dankbarkeit der Unternehmer*innen eine neutrale Beratung, seitens der beratenden Projekte, in Anspruch nehmen zu können.

Es werden seitens der Projekte diverse Angebote für die Unternehmen im Land bereitgestellt, die in Form regelmäßiger Veranstaltungen mit thematischer Schwerpunktsetzung, eintägigen individuellen Beratungsterminen sowie Sprechstunden und Qualifizierungsmöglichkeiten („Learning Nuggets“) kostenfrei genutzt werden können.

Hinsichtlich der Fördermöglichkeiten wünschen sich die Beratenden für die Unternehmen eine höhere Transparenz sowie eine Verstetigung von Beratungs- und Unterstützungsangeboten und die Bereitstellung von Fördermitteln zu Anschaffung von Hard- und Software verbunden mit vereinfachten Abrechnungsstrukturen und -verfahren.

Die Bedarfe der KMU (Beratung) werden vor allem in den Themen: Datenschutz, Nutzung von Social Media (inkl. Datenschutz), Digitalisierung von allgemeinen Geschäftsprozessen, Informationen zu Safety and Security (Angriffe durch Hacker), Fachkräftemangel überwinden durch Nachwuchsgewinnung und Erwerb spezieller Kompetenzen und innerbetriebliche Kommunikation, gesehen.

 

Branchen- und Interessenvertreter*innen

Die Branchen- und Interessenvertreter*innen identifizieren als Herausforderungen der Digitalisierung vor allem neue Anforderungen an Arbeit(-splätze), fehlende Infrastruktur und digitale Affinität und dass Gefahren präsenter sind als Vorteile. Dies stünde auch mit dem Alter der Beschäftigten und dem Fachkräftemangel in Zusammenhang. Gleichzeitig werden neue Berufsfelder, effizientere Arbeitsprozesse und das Einsparen von Ressourcen als mögliche Erfolgsfaktoren genannt. Unterstützungsbedarfe sehen die Expert*innen vor allem bei dem Wunsch nach technischer und finanzieller Unterstützung und der Begleitung bei der Einführung von technischen Produkten. Bei der Frage nach der Akzeptanz von Angeboten wird deutlich, dass das bestehende Angebot zu unübersichtlich und unspezifisch ist und andere Themen häufig als relevanter eingestuft werden. Das spiegelt sich auch bei der Wahrnehmung der Projekt- und Beratungslandschaft in Sachsen-Anhalt wider. Es werden viele Angebote wahrgenommen, die aufgrund der unübersichtlichen Beratungs- und Förderprojekte nicht genutzt werden. Hier wird der Wunsch geäußert, dass diese Projekte mehr Hand in Hand arbeiten. Weitere Wünsche für Sachsen-Anhalt in Bezug auf die Digitalisierung sind niedrigschwellige Angebote, die einen leichten Zugang für alle Mitarbeiter*innen ermöglichen, Mut Dinge auszuprobieren, mehr unbürokratische Förderungen und eine stärkere Zusammenarbeit und Vernetzung. Letzteres erscheint aktuell noch eher mühsam, da Angebote nicht in ausreichender Form miteinander vernetzt seien.

 

Fazit

Die Ergebnisse der Erhebung zeigen, dass die Unternehmen in Sachsen-Anhalt eine individuelle und nahe Beratung benötigen, um die Umsetzung von Digitalisierungsprozessen anzustoßen und zu realisieren. Dabei stehen die Wertschätzung einer neutralen Beratung durch geförderte Projekte dem Bedarf konkreter Produktberatung gegenüber.

Als Hauptthemen der KMU können branchenübergreifend die Fachkräftegewinnung, der Datenschutz und digitale Prozessgestaltung, identifiziert werden.      
Die Unternehmer*innen empfinden die Projektlandschaft zur Beratung sowie die Möglichkeiten der Fördermittelbeantragung als unübersichtlich. Dies lässt sich durch die geringe Sichtbarkeit vereinzelter Projekte begründen.

 

Ausblick

Für die Zukunftsgestaltung bedarf es daher der Fortführung und Weiterentwicklung niedrigschwelliger Angebote für Unternehmen zur Beratung und Qualifizierung zu Themen des Digitalen Arbeitens. Um somit Hemmschwellen der Unternehmer*innen herabzusetzen und durch den Wissenszugewinn den Mut und die Handlungsfähigkeit zu entwickeln Neues auszuprobieren und die Zukunft ihres Betriebes zu gestalten. Zusätzlich bedarf es einer vereinfachten Fördermittelbeantragung für die Unternehmer*innen und einer engen Zusammenarbeit und Vernetzung der beratenden Projekte, um das vielfältige Angebot des Landes zugänglich zu machen und vorhandene Potenziale auszuschöpfen.

 

(Isabelle Esper & Julia Müller - Zukunftszentrum Digitale Arbeit Sachsen-Anhalt/ f-bb)

Dieses Projekt wird umgesetzt durch das Forschungsinstitut Betriebliche Bildung.

Das Projekt „Zukunftszentrum Digitale Arbeit Sachsen-Anhalt“ wird im Rahmen des Programms „Zukunftszentren“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) gefördert und vom Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt kofinanziert.

Impressum