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Beitrag

Pflege der Zukunft gestalten - zwischen Beziehungsarbeit und Robotik

Beziehungsarbeit und Roboter sind kein Widerspruch

Der Pflegebereich liegt an der Schnittstelle von menschlicher Beziehungsarbeit und Hightech-Medizin. Entsprechend vielfältig ist die Bandbreite der möglichen Einsatzfelder digitaler Unterstützungsmittel: Durch PCs, Anwendungen oder Roboter lassen sich etwa das Medikamentenmanagement oder die Dienstplangestaltung erleichtern. Auch eine Optimierung von Dokumentation und Routenplanung für ambulante Dienste ist denkbar. Nicht zuletzt können Pflegekräfte bei körperlich anstrengenden Tätigkeiten entlastet werden. Mithilfe von VR-Brillen lassen sich schließlich Praxisinhalte in der Pflegeausbildung simulieren, was Ausbildungseinrichtungen stärkt und die Motivation bei Lernenden erhöht.
Erstaunlicherweise sind technische Lösungen dennoch bisher kaum im Pflegealltag angekommen.

Umfragewerte bestätigen die Weiterbildungsbedarfe

Prof. Ulrich Fischer (Hochschule Harz) und Michael Ney (f-bb) haben im Rahmen einer Umfrage des Zukunftszentrums nach den Gelingensfaktoren und Akzeptanzhürden der Digitalisierung in Pflegeunternehmen gefragt und dabei spannende Aspekte identifiziert. Gleich zu Beginn zeigen die Antworten (56%) der in Sachsen-Anhalt befragten Pflegedienstleister*innen (118 Unternehmen), dass ein Schwerpunkt der Digitaliserungshemmnisse in der Angst vor Neuerungen in Verbindung mit der Befürchtung, Fehler zu machen liegt. Wohingegen die Angst vor Arbeitsplatzverlust durch digitale Innovationen kaum eine Rolle spielt (2,6%). Gleichzeitig schätzen fast 60% der Befragten ihre eigenen Digitalkompetenzen als Anfänger*innen ein.

Die Lücke zwischen Wollen und Können schließen

Deutlich wird aus der Befragung, dass es gegenwärtig noch eine Lücke zwischen dem Zutrauen in die eigene digitale Selbstwirksamkeit, der Einschätzung der eigenen digitalen Kompetenzen und der Nutzung von Weiterbildungsangeboten gibt. Daraus ergibt sich die Frage, wie innovative Weiterbildungsangebote gestaltet sein müssen, um die Zielgruppe in ihrer Notwendigkeit der Vereinbarkeit von Arbeit und lebenslangem Lernen zu erreichen. In der Erhebung machen die Befragten deutlich, dass reine digitale Weiterbildungsangebote, wie eLearning auf wenig Begeisterung stoßen. Ein Arbeitsfeld, das durch seine Arbeitskräfte im Wesentlichen über Beziehungsarbeit definiert wird, braucht auch in der Weiterbildung die persönliche Begegnung. Ziel muss es also sein hybride Formate zu schaffen, die digitale Potentiale einbinden, ohne die klassischen Präsenzformate außen vor zu lassen.

Pflege 4.0 - der Mensch steht im Mittelpunkt

Das wiederum ist die Fragestellung, der sich der Schwerpunkt Pflege 4.0 in den nächsten Monaten widmen will, um Befürchtungen und Hemmnisse von Pflegekräften in Neugier auf digitale Chancen für den Pflegebereich zu verwandeln. Dazu werden hybride Weiterbildungsangebote entwickelt und erprobt, Beratungsformate für Pflegeunternehmen angeboten und individuelle Digitaliserungsstrategien entwickelt. Der Fokus liegt dabei, wie es die Umfrage nahelegt, auf co-kreativen Beteiligungsprozessen der Mitarbeiter*innen von Pflegeunternehmen, um gemeinsam digitale Pflegeunternehmen zu gestalten, in denen der Mensch im Mittelpunkt steht.

(Prof. Ulrich Fischer & Michael E.W. Ney - Zukunftszentrum Digitale Arbeit Sachsen-Anhalt/ Wernigerode - Magdeburg)

Dieses Projekt wird umgesetzt durch das Forschungsinstitut Betriebliche Bildung.

Das Projekt „Zukunftszentrum Digitale Arbeit Sachsen-Anhalt“ wird im Rahmen des Programms „Zukunftszentren“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) gefördert und vom Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt kofinanziert.

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